Antoniusverein Arzdorf
 

Was erfahren wir aus der Stiftungsurkunde der Arzdorfer Kapelle

Die Herren Hüchelhoven

Die Erwähnung der Herren von Hüchelhoven mit Arzdorf finden wir in der Stiftungsurkunde der Arzdorfer Kapelle. Heinrich von Hüchelhoven, Erbschultheiß von Eschweiler, und seine Frau Margareta stiften diese Kapelle, „ordynyert ind begaefft eyne capellegeleigen zo Artzstorp“ am 2. Mai 1398 für Ihr Seelenheil zu Ehren unserer Lieben Frau (Maria), des heiligen Stanislaus, Sankt Antonius und Sankt Servatius („ ind wir haven dieselvecapelle doen wien in ere unser liever vrouwen, in ere sente Staentzlaus, senteAnthonys ind sente Servais,..“
(Hist.Archiv Köln Haupturkundenarchiv U2/6203).

Doch was können wir noch aus dieser Urkunde erfahren.

Genannte Dörfer in der Urkunde
In der Urkunde tauchen auch die Orte Adendorp (Adendorf), Vylp (Vilipp) und Vryetzstorp (Fritzdorf) auf, so können wir sicher sein, das wirklich unser Arzdorf gemeint ist.

Flurnamen in der Urkunde
Außerdem werden Flurstücke in verschiedenen Fluren genannt, die zur Finanzierung der heiligen Messen durch Abgaben herangezogen werden sollen.
Da ist die Rede von

  • updem hoiltzweige ind schiessent up den Adendorper pat
  • dye Gobel Voyss unss iairs gilt van dryn morgen gheent up den hoiltzwech lanx die kümbe
  • updem hoiltzweige an gheen syte dem pütze
  • bovendem hoiltzweige neist Snytz lande
  • geytouch up den hoiltzwech by Johanne Tielen sone,
  • upder kumben gheit up den hoiltzwech
  • upder cümben schiessent up Adenaüwers küle
  • upder kümben schiessent up dat dorp
  • upder kümben ind schiessent up den Vylpher pad
  • lantz by Peter Schoilassen an dem moilenweige
  • geleigen sint by dem dorpe up der kümben ind schiessent up den Vylpher pad
  • die Gudruyd dye Peysen gilt iairs van dryn morgen lantz
  • die gilt uns iairs Heynrich Voyss van vierdem halven vierdel lanz up dem hoiltzweige ind schiessent up den Adendorper pat
  • der Johann zo der Lynden vier seister gilt van eyme morgen artlantz up dem hoiltzweige ind van vyerdem halven vierdel lantz an der ryncken geleyghen
  • dye hoistad up dem wyer
  • die iairs Jacob Bolen Lucien sun gilt van dry morgen lantz zu Vryetzstorp geleigen
  • geleigen hinder der capellen

Es tauchen hier Flurbezeichnungen auf, die wir auch heute noch kennen.
Sehr oft finden wir den Namen Cümbe / Kumbe, heute gibt es noch die Flurbezeichnung „op der Kom“ oberhalb Arzdorf Richtung Adendorf auf der Klein-Villiper Seite.
Vielleicht kommt die Flurbezeichnung „op der Kom“ vom Adendorfer Hof Cumbe, da der Wortstamm sehr ähnlich ist. Dies waren eventuell die Ländereien, die zu diesem Hof gehörten.

Die „von Hüchelhoven“ besaßen den Hof Cumbe in Adendorf schon eine ganze Zeit. In einer Urkunde vom 15. November 1325 des Trierer Erzbischofs Balduin wird ein Heinrich von Hüchelhoven (Hugilhoven)und seine Frau Agnes (die Großeltern unseres Heinrichs) mit dem volkssprachlich genannten Hof Cumbe in Adindorp (Adendorf) gegenüber der Kirche belehnt. Dieser Hof gehörte früher zum Hospital St. Peter in Trier
(LandeshauptarchivKoblenz, Bestand von der Leyen Urkunde 5004, abgedruckt in Lamprecht, DeutschesWirtschaftsleben im Mittelalter Band III. Quellensammlung S139 ff.).

An die Flur „Op der Kom“ grenzen die Flurbezeichnungen Hoiltzweige / Hoiltzwech, der Adendorper pat sowie Vylpher pad an. Der "Holzweg" führt auch heute noch in den Kottenforst. Sicherlich sind durch die diversen Grenz- und Flurbereinigungen der Zeit diese Wege nicht mehr im ursprünglichen Verlauf erhalten, aber man kann sich ein ungefähres Bild der Besitzungen machen.
Den Flurnamen Ryncken finden wir heute in der Bezeichnung „in den Rincken / Am Ring“ wieder, dies ist die Flur vom Mühlenweg abgehend Richtung Fritzdorfer Heiligenhäuschen. Auch in der Versteigerungsliste der von der Leyenschen Güter, erschienen im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln, Öffentlicher Anzeiger Stück 33 vom Dienstag, den 12. August 1828 taucht dieser Flurname wieder auf.
Der Moilenweige ist der Mühlenweg, der zur Mühle nach Adendorf geführt hat.
Dye Hoistad Up dem Wyer, gemeint ist eine Hofstätte am Weiher, dies ist wohl der heutige Hof Weisweiler, da in früherer Zeit hinter der Scheune ein Weiher war. Dieser Hof gehörte auch den „von der Leyen“.

Flurbezeichnung Hinter der Kapelle
Interessant ist die Flurbezeichnung „ind dan ouch eynvierdel geleigen hinder der capellen,“. Die Flurbezeichnung „Hinter der Kapelle“ gibt es auch heute und bezeichnet die Flur von der Kapelle bis zum Remagener Weg und dann bis zum Arzdorfer Bach. 

Heute ist diese Flur größtenteils Wohngebiet.
Was verwundert, ist diese Bezeichnung, da die Historiker davon ausgehen, dass die Urkunde den Bau des ersten Kirchenbaues in Arzdorf deklariert. Aber wie kann es bei der Urkundenausstellung bereits eine Flurbezeichnung gegeben haben, die da lautet „Hinter der Kapelle“.Eigentlich kann es nur bedeuten, dass es bereits ein Gottes- oder Gebetshaus gegeben hat, da ja auch die anderen Flurbezeichnungen eindeutig ein Flurstück bezeichnen,welches heute noch existiert. 

Vielleicht hängt es mit dem Besitztum des Bonner Cassiusstiftes zusammen, welches Gerhard von Are (Probst des Cassiusstiftes) gekauft und dann für sein Seelenheil dem Bonner Cassiustift schenkte, diese Schenkung wurde in der Urkunde von 1166 durch Erzbischof Reinald von Dassel bestätigt und ist die erste urkundlich erhaltene Nennung von Arzdorf: 1166 Artstorp (REK I 142.)
Im Bestand des Kölner Stadtarchivs gibt es noch eine Urkunde vom 31. März 1336 im Bestand des Klosters Katharina (Deutscher Orden), die eigentlich schon verloren galt, jetzt aber restauriert und einsehbar ist. Hier verschreibt ein Johann von Arzdorf  und seine Ehefrau Adelheid den Eheleuten von Palmersheim eine Jahresrente von 2 Malter Roggen, der Nonne Nesa von Bergheim im Kloster Kottenforsdt / Marienforst erhält die gleiche Summe. Zur Absicherung dieser Renten werden 9 Morgen Land im Kyrchspyle zu Arzdorp (Kirchspiel zu Arzdorf) als Pfand angegeben. Kölner Stadtarchiv, Kloster St. Katharina (deutscherOrden) Bestand 234 Urkunde U 1/282
In der Urkunde von 1336 finden sich auch Flurbezeichnungen, die bereits bekannten Flurbezeichnungen„Kume“ und „Holzwech“ werden genannt, aber auch „Driftwege“, der heutige Treibweg, umgangssprachlich sagen die Arzdorfer heute noch „Drövwäech“.
In dieser Urkunde ist die Rede vom Kirchspiel Arzdorf, Kirchspiel bedeutet Pfarrbezirk, also muß zu dieser Zeit schon ein „Gotteshaus“, eventuell als Hofkapelle, in Arzdorf bestanden haben. Es war wohl ein typischer Holzbau, der später zerstört war.

Familiennamen

In der Stiftungsurkunde tauchen auch Familiennamen auf, die sich teilweise bis heute in der Gegend um Arzdorf erhalten haben:

  • Gobel Voyss oder Heynrich Voyss: Voss
  • neist Snytzlande: nächst dem Land von Schmitz
  • Johanne Tielen sone: des Sohnes von Johann Tielen
  • up Adenaüwers küle: Adenäuer / Adeneuer
  • Peter Schoilassen
  • Gudruyd dye Peysen
  • Johann zo der Lynden: zu der Linden
  • Jacob Bolen Lucien

Wer war der „herren Reynartz pastor wilne zo Adendorp unss oymen“?
Der Pastor in Adendorf war also Oheim (Oymen) von Heinrich von Hüchelhoven. Er war somit ein Bruder von Paul von Hüchelhoven, Vater von Heinich von Hüchelhoven und Erbauer der Burg Adendorf. Dies zeigt dann die enge Verbindung mit Adendorf / Arzdorf. Es ist ein Reinhard von Hüchelhoven verzeichnet, der wohl keine Priesterweihe nachweisen konnte, trotzdem wurde er zum Thesaurar (Güterverwalter) vom St. Severein Stift in Köln berufen, zeitgleich war er auch Pfarrer in Adendorf. Der Papst Johannes XXII forderte am 21. April 1327 aufgrund der Amtsanhäufung die Einsetzung eines anderen Geistlichen für Adendorf. Diese Forderung nahm der Papst aber bereits am 30.September 1327 zurück, wahrscheinlich auf Druck der Familie Hüchelhoven, wobei Reinhard sogar noch mehr Pfründe erhielt: Präbanden im Erzbistum Bremen, am Marienstift Aachen und am Cassiusstift Bonn.
Dies kann man nachlesen bei Heinrich Volbert Sauerland: Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem vatikanischen Archiv Bonn 1903, Nrn.: 1183,1178, 1255, 1256, 1289 und 1290, gefunden in Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsverein Nr.17 S.49 (Heinz Andermahr, Burg Hüchelhoven und die Anfänge der Herren von Hüchelhoven : S.31 ff)

Die Zeugen des Stiftungsaktes, die buckelige Verwandschaft
Unsere Stiftungsurkunde siegelten „Herren Johanne herre zo Kempenich ritter ind herren Heinriche Roylmann van Daidenberg ritter, unse eydüm ind swaiger“, also wieder Verwandschaft.
Johann von Kempenich ist der Schwiegersohn (Eydüm) der Stifter, er ist verheiratet mit Gertrud von Hüchelhoven, Tochter Heinrichs und Margareta. Diese beiden Eheleute stiften 1404 (28. Februar) zu ihrem Seelenheil für den Bau der Kapelle eine erbliche Jahresrente. Die Urkunde siegelt auch der Schwiedervater Heinrich von Hüchelhoven, Erbschultheiß zu Eschweiler. Da die Stiftung für den Bau erfolgt, dürfte die Kapelle 1404 noch nicht fertig gewesen sein.
(Landeshauptarchiv Koblenz,Reichsherrschaft Leyen, Urkunde 5090)
Heinrich Roylmann van Daidenberg war sein Schwager (swaiger). Heinrich Rollmann von Dadenberg war verheiratet mit Iburg (Idberga) von Hüchelhoven, einer Schwester Heinrich von Hüchelhovens. Die Familie von Dadenberg ist uns bekannt durch die Verbindung Rumschöttel-Dadenberg auf Sommersberg Fritzdorf. Sie saßen damals auf den Burgen Arenthal /Sinzig und Dadenberg bei Linz.

Die Eltern von Margareta werden auch aufgeführt „herren Wilheims genant Bonüen ritters ind vrouwen Druden synre elicher huysfrouwen, swegerhirre ind swegerfrouwe myns Heynrichs van Hüchelhoven vurscheven,..“
Hier handelt es sich um den Ritter Wilhelm Bove von der Heyden und seiner Ehefrau Gertrud. Als ihren Stammsitz gilt Burg Bovenberg bei Eschweiler, heute nur noch durch Erdwälle ersichtlich. Wilhelm war ein Sohn Arnolds von dem Bongart. Durch Margareta kam dann Burg Bovenberg in den Besitz Heinrich von Hüchelhoven, der es später bei Hochzeitsverabredung seiner Tochter Johanna mit Frambach von Birgel im Jahre 1403 als Mitgift seiner Tochter Johanna übergab.

Zwei Personen fehlen noch:
„der erberre hirren heren Gerartz van Wichterich, abd des goitzhüyss zo Steynfelt, ind heren Arnoiltz van Neichterssheim, pastoir zo Vryetzstorp zorzyt..“: Gerhard von Wichterich war zu dieser Zeit Abt von Kloster Steinfeld, das Kloster hatte das Patrozinium von Fritzdorf und somit mußte der Abt und der Pastor der Stiftung zustimmen.

Da sieht man, was man alles aus Urkunden herauslesen kann.